Lagebericht - ORAS-OU Suspect: Zobirisnit

Geschrieben von p2. Illustration von h_n_g_m_n. Übersetzt von Cretacerus.
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Illustration von hanagaman

Nur wenige Wochen vor dem Ende von ORAS und dem Erscheinen von SM entschloss sich das OU-Tiering-Council, einen zweiten Blick auf Mega-Zobiris zu werfen und der Community eine letzte Chance zu bieten, dessen Schicksal zu bestimmen. Mega-Zobiris wurde bereits einmal getestet, doch dies fand im Zusammenhang mit Wegsperre statt, was, wie viele Leute glauben, die Bedeutung von Mega-Zobiris überschattete, da jeder Wegsperre so schnell wie möglich aus dem Tier haben wollte. Im Grunde waren die Argumente beschränkt auf die Kombination von Mega-Zobiris + Pokémon mit Trapping-Qualitäten (dieses entwickelte sich zunehmend von Wahlband-Snibunna zu Digdri), welche gezielt Stallbreaker aus dem Spiel nahmen, die sonst das eigene Team überwältigen oder zumindest schwer unter Druck setzen konnten. Dazu zählten unter anderem Heatran, Kyurem-B, Mega-Guardevoir und Wahlband-Despotar. Die Idee, Digdri oder Ausweglos in Isolation zu testen, wurde vom OU-Council zurückgewiesen, da Digdri hier nicht das Problem war; dieses stammte vielmehr aus der einschränkenden Wirkung, die Mega-Zobiris auf das Teambuilding hatte, indem Stall-Teams mit dem oben genannten Core extrem schwer unter Druck zu setzen waren. Digdri selber profitiert nur massiv von Mega-Zobiris‘ Anwesenheit, doch nicht in dem Umfang, als dass ein eigener Suspect-Test angebracht wäre.

Das Suspect

Mega-Zobiris
Zobiris @ Zobirisnit
Fähigkeit: Strolch
EVs: 252 KP / 112 Vert / 144 SpV
Sachtes Wesen
- Mogelhieb
- Schmarotzer
- Irrlicht
- Genesung

Mega-Zobiris tut das, was es schon in den vergangenen zwei Jahren am besten konnte. Es bietet defensiven Teams eine wertvolle und einzigartige Rollenkompaktion, indem es ein defensives Pokémon mit Zugang zu zuverlässiger KP-Regeneration und Magiespiegel ist, das auch in langen Spielen eine konsistente Präsenz auf dem Spielfeld ausübt. Es kann regelmäßig einwechseln und Entry-Hazards und Statusattacken wie Verhöhner und Toxin auf das gegnerische Feld zurückwerfen, was besonders problematisch für Pokémon wie Mew oder Gengar ist, die sich vor allem auf Verhöhner verlassen, um mit solchen Teams umzugehen. Des Weiteren werden gegnerische Stallbreaker durch typische Teampartner von Mega-Zobiris zusätzlich in ihrer Aufgabe eingeschränkt, zumal viele gute Stallbreaker anfällig gegenüber Trapping sind, sei es durch Verfolgung oder Ausweglos (man denke nur einmal an Boreos-T, Gengar, Wahlschal-Despotar, Heatran, Mega-Diancie und Mega-Guardevoir). Dadurch entsteht ein sehr limitierendes Metagame mit nur wenigen Möglichkeiten, dieser Art von Teams zuverlässig zu begegnen, auch, da sie mit dem Mangel an zuverlässigen Hazard-Settern nur schwer unter Druck zu setzen sind.

Das Hauptargument gegen einen Bann lautete, dass sich die Teams lediglich an Mega-Zobiris angepasst hatten, und dass es schlichtweg kein Problem für das Tier darstellte. Dies geht vor allem darauf zurück, dass Mega-Zobiris in der Praxis nicht allzu bulkig war und sich übermäßig auf Genesung verlassen musste, um gesund zu bleiben, vor allem, wenn es beim Einwechseln in Pokémon wie defensive Demeteros-T und Knackrack ständig kleinere Attacken wegsteckt. Zudem besaß Tarnsteine-Pixi eine hohe Präsenz im Tier, da es Mega-Zobiris mit Leichtigkeit besiegen und so Tarnsteine bei erzwungenen Wechseln auslegen konnte. Und wiederum als Resultat der Anpassung des Metagames sahen Sets wie Zauberschein-Simsala, Schwerttanz-Leben-Orb-Knackrack und Prunusbeere-Caesurio alle erhöhte Verwendung; sie alle konnten die Effektivität von Mega-Zobiris im Spiel einschränken, indem sie es entweder hereinlockten oder direkt vor ihm ein Set-up starteten und Druck ausübten. Andere Argumente besagten, dass Digdri und Trapping die Hauptfaktoren hinter Mega-Zobiris‘ Effektivität seien, doch auch nach dem Bann von Digdri stellten sich Mega-Zobiris-Teams als sehr limitierend heraus.

Gründe für den Suspect-Test

Der Hauptgrund für eine erneute Prüfung des Zobirisnits war der, dass eine große und lautstarke Mehrheit der Community auf eine Problematik aufmerksam machte: Matchup. Mega-Zobiris war eines der Pokémon im Tier mit dem größten Einfluss auf das Matchup, da es mit seiner Fähigkeit Statusattacken zurückspiegeln konnte und dadurch traditionelle Methoden nutzlos machte, mit der unter anderem Verhöhner-basierte Pokémon wie Mew Stall-Teams unter Druck setzten und überwältigten. Zudem behinderte Mega-Zobiris Tarnsteine-Setter wie defensive Demeteros-T, Support-Despotar und defensive Knackrack, während solche, die es mit ihm aufnehmen konnten, wie Pixi, Erdtafel-Demeteros-T und Prunusbeere-Knackrack, an einem seiner besten Teammitglieder, Panzaeron, scheiterten. Mega-Zobiris war die Basis für viele extrem limitierende Cores und Teams im OU, da es ein Counterplay nahezu unmöglich machte. Seit den Zeiten von DPP konnten Stall-Teams in der Regel mithilfe von Tarnsteinen (oder anderen Entry-Hazards) und Druck von Wallbreakern nach und nach in die Knie gezwungen werden. Dies zwang den Stall-Nutzer dazu, möglichst gut zu spielen, um die Kontrolle wiederzuerlangen, indem er entweder die Entry-Hazards wieder entfernte oder sich durch eine vorausschauende Spielweise in gute Positionen brachte. Mega-Zobiris entfernt diesen taktischen Aspekt, da es das Hazard-Spiel mithilfe von Magiespiegel leicht zu Gunsten seines Teams schwenken kann und der Gegner auf spezielle Breaker angewiesen ist, um überhaupt eine Chance gegen das Team zu haben. Währenddessen weitet Trapping diese Limitation noch stärker aus, indem es potenziell gefährliche Stallbreaker wie Mega-Guardevoir, Wahlband-Despotar und Boreos-T gezielt aus dem Spiel nimmt. In der Abwesenheit von Mega-Zobiris könnte ein ausgeglicheneres Hazard-Spiel endlich ein effektives Counterplay gegen Stall zulassen, auch wenn die Trapper noch frei herumlaufen.

Das Suspect-Meta

Da das Suspect der Wahl ein defensives Pokémon ist, gibt es normalerweise einen massiven Unterschied zwischen dem regulären Metagame und dem Suspect-Metagame. Mega-Zobiris schränkt Pokémon wie Mega-Meditalis, Mew, Gengar und Suicide-Lead-Panzaeron ein, sowie Tarnsteine-Leger wie Terrakium und Tobutz und Stachler-Leger wie Panzaeron und Tentantel, die nun in seiner Abwesenheit neu aufblühen. Zudem werden zusätzliche Slots in Teams frei, da Spieler nicht mehr auf spezielle Breaker oder effektive Pokémon gegen Mega-Zobiris-Teams angewiesen sind.

Wie von vielen vorhergesagt, wurde der Psycho-Typ im OU-Suspect-Metagame um einiges besser; zum Beispiel verloren Mega-Meditalis und Mew einen ihrer besten Counter. Mew kehrte dadurch fast zu seinem Glanz in XY zurück, doch die erhöhte Nutzung von Snibunna setzte ihm sehr zu, da es wie Wahlband-Despotar Trapping-Fähigkeiten besitzt, im Gegesatz zu diesem jedoch schneller als Mew ist. Die höhere Nutzung von Mew hatte durchaus einen positiven Effekt, da es dem Tier einen weiteren Check gegen Mega-Meditalis bot. Zytomega wurde ebenfalls besser, da es sich nun nicht länger vor Mega-Zobiris fürchten musste und dadurch unbesorgt Fokusstoß für Unlicht-Typen tragen konnte.

Schlussworte

Nachdem 71 Stimmen über das weitere Schicksal des Zobirisnits entschieden haben, wurde er mit einer Mehrheit von 65,57% gebannt. Obwohl ORAS als Standardgeneration bereits sein Ende fand, werden in diesem Format auch weiterhin viele Spiele ausgetragen in offiziellen Smogon-Tournaments wie SPL oder WCoP. Viele Spieler sind glücklich darüber, dass das Metagame mit dem Bann einer seiner wohl ungesündesten Komponenten nun endlich einer ausgeglicheneren Zukunft zusteuert.

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